Zäme läbe- zäme usflüge:
Unser erstes Tandem berichtet von Niesen
„Einheimische“ Familie Sladkovic-Büchel: 2 Erwachsene, 3 Kinder 11, 13, 15
Familie Gashaeva: 1 Erwachsene, 2 Kinder 6, 14
Am Sonntag 22.4.2018 haben wir miteinander eine Wanderung gemacht. Wir als Schweizer Familie gehen gerne ab und zu auf einen Berggipfel. Wir haben den Niesen als Ziel abgemacht. Da auch ein kleines Kind dabei war und der Berg steil wie eine Pyramide, wollten wir im Tal ein paar Kilometer flach zur Talstation spazieren und dann mit der Seilbahn hochfahren.
Doch der Wanderweg war so schön, dass wir bis zur hoch gelegenen Mittelstation gelaufen sind. Der weitere Weg war sogar noch wegen Lawinengefahr gesperrt. Die Aussicht war wie immer ein „Wow“-Erlebnis.
Beide Familien waren Gast des Projektes, beide Eltern waren motiviert, die Kinder mässig. Doch die beiden jüngsten Kinder waren gesprächig und luden zum UNO-Spielen während der Zugfahrt ein. Das Eis war gebrochen und die Stimmung ausgelassen.
Für Familie Gashaeva ging der lang ersehnte Wunsch nach einer richtigen Wanderung in Erfüllung. Familie Sladkovic-Büchel schaffte es durch dieses Projekt auch wieder als ganze Familie eine Bergtour zu machen. Das grosse Geschenk für beide Familien war die schöne offene Begegnung mit persönlichen Gesprächen beim Gehen. Die Tatsache, dass beide Familien Gast des Projekts waren, ergab eine Gleichberechtigung. Es gab kein Gefälle aufgrund der finanziellen Ressourcen.
Wir freuen uns, wieder mal miteinander etwas zu unternehmen. Der Ausflug war ein „Wow“-Erlebnis, da beide Familien sich für eine persönliche Begegnung geöffnet hatten. Das Einander-Helfen bei der Bachüberquerung, das Staunen über die Schönheit der Natur im Frühling und das Staunen über die verschiedene Herkunft und die verschiedenen Religionen, die Ausgelassenheit beim UNO-Spielen und die guten Sprachkenntnisse der Familie haben zu einem grossartigen Erlebnis beigetragen.
Peter Sladkovic-Büchel
Zäme läbe – zäme usflüge
Lebendige Tandems schaffen Begegnungen in Worb
Einheimische laden eine Migrantin oder einen Migranten zu einem Ausflug ein, zu einer kulturellen Veranstaltung, gemeinsamem Sport oder zum Essen. Dabei lernen sich Menschen kennen und finden gemeinsame Anknüpfungspunkte. Das neue Projekt „zäme läbe – zäme usflüge“ fördert in Worb menschliche Tandems als Beitrag zur Integration.
Ein Ausflug auf den Niesen, in den Tierpark, an einen YB-Match, zum Bräteln an die Aare oder an ein Pizza-Essen für Jugendliche – es gibt viele Möglichkeiten, um bei einem Ausflug jemandem die eigene Welt zu zeigen und zwanglos ins Gespräch zu kommen. Was wir mit touristischen Gästen aus dem Ausland bei uns unternehmen, ist auch ein Erlebnis mit Menschen, die neu permanent hier leben. Gemeinsam unterwegs finden sich Anknüpfungspunkte für Gespräche über Alltag und Arbeitswelt, Schule oder Erziehung, Brauchtum und Sprache, unterschiedliche Kulturen und Werte. Nebenbei wird der Umgang mit dem öffentlichen Verkehr geübt und die Nachbarschaft und Umgebung kennen gelernt.
Mitmachende gesucht
Der Interkulturelle Treffpunkt für Frauen und die katholische Pfarrei St. Martin in Worb haben das Projekt „zäme läbe – zäme usflüge“ gemeinsam lanciert und bereits die ersten Tandems einfädeln können. Sie arbeiten eng mit andern regionalen Partnern zusammen und sprechen die lokale Bevölkerung direkt an, um bald ein erstes Dutzend Tandems bilden zu können. Im Mittelpunkt stehen Migrantinnen und Migranten, die in der Region wohnen und deren Aufenthaltsstatus geklärt ist. Ihnen ist es aus finanziellen Gründen oft nicht möglich, die Schweiz durch Ausflüge kennenzulernen. Deshalb werden den Tandems minimale Kosten entschädigt. Die Integrationsförderung des Kantons Bern unterstützt das Projekt finanziell. Das Vorhaben stärkt das Zusammenleben, die Vernetzung und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in der Gemeinde. Nun werden interessierte Einheimische gesucht, die sich freuen solch spezielle „Reiseführungen“ zu übernehmen. Die Webseite www.worbinterkulturell.ch vermittelt zusätzliche Informationen.
Die Pfarrei St. Martin feiert 2018 das 20-jährige Bestehen ihrer Kirche in Worb und wirbt an ihren Jubiläumsaktivitäten für das Projekt. Der Interkulturelle Treffpunkt für Frauen in Worb besteht seit mehr als zehn Jahren, wird von vielen Freiwilligen getragen und ist in der Region stark verankert. Mit der gemeinsamen Idee von „zäme läbe – zäme usflüge“ wollen die Trägerinnen mithelfen, Migrantinnen und Migranten, die hier bleiben werden, bei uns heimisch zu machen.
Kontaktperson Medien:
Renate Kormann, Sozial- und Beratungsdienst Pfarrei St. Martin Worb, Telefon 031 832 15 51, renate.kormann@kathbern.ch